Robert Holl
Robert Holl wurde in Rotterdam geboren und absolvierte hier auch seine Studien bei Jan Veth und David Hollestelle. 1971 gewann er den 1. Preis beim Internationalen Gesangwettbewerb in ́s-Hertogenbosch. Danach studierte er bei Hans Hotter in München. 1972 gewann Robert Holl den 1. Preis beim ARD-Wettbewerb in München. Von 1973 bis 1975 war er Mitglied der Bayerischen Staatsoper München, danach längere Zeit vorwiegend als Konzertsänger tätig und arbeitete regelmäßig mit Dirigenten wie Eugen Jochum, Karl Richter und Wolfgang Sawallisch.
Seit einiger Zeit ist er wieder mehr in Opernproduktionen zu hören und zu sehen: Er war Gast an der Wiener Staatsoper, der Brüsseler Oper und seit 1991 am Zürcher Opernhaus mit Partien wie Sprecher und Sarastro in „Die Zauberflöte“ oder Basilio im „Barbier von Sevilla“ unter Dirigenten wie Claudio Abbado, Nikolaus Harnoncourt und Franz Welser-Möst.
An der Deutschen Staatsoper Berlin trat Robert Holl unter Daniel Barenboim als Landgraf Hermann in „Tannhäuser“, als Hans Sachs in „Die Meistersinger von Nürnberg“, als Daland in „Der Fliegende Holländer“ und als Komtur in „Don Giovanni“auf. Auch in den folgenden Spielzeiten gastierte Robert Holl an der Deutschen Staatsoper Berlin, an der Wiener Staatsoper und an der Hamburgischen Staatsoper mit großen Partien des Wagnerfaches wie Landgraf Hermann, Hans Sachs oder König Marke. An der Wiener Staatsoper war Robert Holl in den Spielzeiten 2006/07 und 2007/08 als Pimen / BORIS GODUNOW (Neuproduktion unter DanieleGatti im Mai 2007) zu hören.
Bei den Bayreuther Festspielen war Robert Holl seit 1996 als Hans Sachs in „Die Meistersinger von Nürnberg“ zu hören und wurde für seine Leistung hoch gelobt. Im Sommer 2004 verkörperte er in Bayreuth erstmals die Partie des Gurnemanz in einer Neuproduktion von Wagners „Parsifal“ unter der künstlerischen Leitung von Pierre Boulez. Seit 2008 singt Robert Holl bei den Bayreuther Festspielen die Partie König Marke unter der Leitung von Peter Schneider.
Neben seinem Engagement an diversen Opernhäusern hat sich Robert Holl einen Namen als erfolgreicher Konzertsänger gemacht. Er hat unter den renommiertesten Dirigenten Europas und den USA in Europa, Amerika und Japan gesungen. Robert Holl gilt als einer der großen Liedsänger unserer Zeit. Seine besondere Vorliebe gilt dem deutschen und dem russischen Lied. Mit der Plattenfirma Preiser Records verbindet ihn eine lange Zusammenarbeit mit zahlreichen Liedaufnahmen. Liederabende führen den Künstler regelmäßig in die internationalen Musikzentren.
Robert Holl komponiert selbst Lieder und Klavierstücke, die zum Teil vom renommierten Musikverlag Doblinger herausgegeben und auf CD erschienen sind. Neben seiner Tätigkeit als Sänger hält er regelmäßig Meisterkurse. Weiters ist Robert Holl künstlerischer Leiter von „Schubertiaden“ in Holland und Österreich.
Im Oktober 1990 wurde Robert Holl der Kammersänger Titel verliehen, im März 1997 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, im Juli 1997 Ehrenmitglied des Festivals „Carinthischer Sommer“. 1998 wurde er zum ordentlichen Professor für Lied und Oratorium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien ernannt.
2003 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen.Im März 2007 erhielt er das Große Goldene Ehrenzeichen der Niederösterreichischen Landesregierung. Im Oktober 2007 wurde Robert Holl in seiner Heimatstadt Rotterdam der höchste niederländische zivile Verdienstorden „Ridder in de Orde van de Nederlandse Leeuw“ (Ritter des Orden vom Niederländischen Löwen) verliehen.
Bei den Bayreuther Festspielen 2011 und 2012 war Robert Holl wieder als König Marke zu hören. Nach dem Herbst-Tournee 2013 nach Japan und Russland mit den Wiener Philharmonikern unter Christian Thielemann (IX. Symphonie von Beethoven) stehen Konzerte im Wiener Musikverein bevor: Ausschnitte aus den Meistersingern von Wagner mit den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Philippe Jordan, sowie der Zyklus „Poesie und Musik“ mit vier Abenden in 2014.
Im Gespräch mit Astrid Braunsperger gibt Robert Holl ein paar persönliche Einblicke:
Robert Holl
Nationalität: Niederlande
Erstmals bei den Musiktagen Mondsee: 1989
– Das ist für mich das Besondere an den Musiktagen Mondsee:
Ich habe die schönsten Erinnerungen an herrliche Konzerte mit wunderbaren Musikern und mit vielen lieben Musikfreunden in der wunderschönen Landschaft; ich freue mich also besonders auf ein Wiedersehen (und Wiederhören) mit Freunden (vor allem mit meinem Freund András Schiff) und Bekannten!
Zurzeit mache ich mir große Sorgen um meine jungen Musikerkollegen, deren Existenz höchst gefährdet ist. Unsere „Coronisten-Politiker“ denken zwar an die materielle „Zweckarbeit“; verneinen, wie es scheint, die Berechtigung und den Wert; die Würde und Ehre der geistigen Arbeit!
Was ist ein Volk ohne Musik und Dichtkunst; ein Volk ohne Kultur, das wohl keinen Anspruch mehr hätte am Leben zu bleiben als Volk der Dichter und Denker, sondern ein „Volk der Ackerbauern und Industrien“ (Josef Weinheben), ohne metaphysische Würde, ohne Kunst, Kirche und Gott!
– Haben Sie einen Leitsatz?
Mein Leitsatz ist: „Der Geist hilft uns´re Schwachheit auf!“
Immer Streben nach Wahrheit und Vertiefung.
– Das mache ich gerne, wenn ich mich entspanne:
Wenn ich nicht musizieren kann, lese ich große Dichtung: Goethe, Jean Paul, Mayrhofer und andere, ich habe mein Haus voller Bücher. Oder ich trinke einen guten Wein.
– Wenn ich nicht Musiker geworden wäre…
Ich wäre ja auch gerne Weinhauer geworden, aber diesen Beruf kann man nicht nebenbei machen!